Interview mit Isabel (Teil 1)
24. Mai 2020Ostseehochzeit
30. Mai 2020EIN TAG BEI FAMILIE MERFORT
Vereinbarkeit von Selbständigkeit mit Familie und Kind
Im ersten Teil unseres Interviews hat Isabel berichtet, wie Sie den Job als Hochzeitsplaner für sich entdeckt hat und wie hilfreich vor allem ihre Elternzeit für sie gewesen ist.
Heute möchten wir insbesondere über das Thema Selbständigkeit und die Vereinbarkeit mit der Familie sprechen und tauchen dazu mehr in die Privatsphäre von der Geschäftsführerin Isabel Merfort.
Christina: Liebe Isabel, du bist verheiratet und hast einen kleinen dreijährigen Sohn zu Hause, was bedeutet es für deine Familie und was ist aus deiner Sicht besonders wichtig als Selbständige ?
Isabel: Gerade mit einem Kind ist es natürlich wichtig finanziell abgesichert zu sein, wenn man als Selbständige mit seinem Business nicht genug Geld verdienen kann, schafft man es mit Kind noch kaum anderen Nebenjobs nach zu gehen.
Eine stabile Partnerschaft ist außerdem wichtig. Wäre mein Mann nicht, der mich unterstützt, wäre es für mich gar nicht alles möglich. Am Anfang natürlich aus finanzieller Sicht aber vor allem auch mental. Hochzeiten sind ein Saisongeschäft. Viele Hochzeiten finden zwischen Mai und September und ausschließlich am Wochenende statt. Wir hatten im letzten Sommer fast gar kein gemeinsames freies Wochenende und das ist für eine Familie eine wirkliche Herausforderung. Es erfordert also auch viel Toleranz und Verständnis in der Partnerschaft.
Das wichtigste sind Absprachen untereinander und es muss einfach organisiert werden mit Kind.
Christina: Wie schaffst du es Kind und Hochzeitsplanungen unter einen Hut zu bekommen und bei bis zu 20 Hochzeiten im Jahr und den vielen individuelle Feiern und Paaren den Überblick zu behalten?
Isabel: Ganz klar, das wichtigste sind Absprachen untereinander und es muss einfach organisiert werden mit Kind.
Für den Alltag gibt es z.B. einen Wochenplan mit meinem Mann, der auch oft von morgens bis abends und teilweise auch samstags arbeitet. Unterstützung in der Kinderbetreuung bekommen wir von meinen Eltern und regelmäßig auch von unserem Babysitter. Organisation ist einfach super wichtig und reicht bis hin zu Monats- und Jahresplänen, da Hochzeitstermine ja weit im voraus mit 1-2 Jahren geplant werden.
Was mir ansonsten noch hilft den Überblick zu behalten ist Struktur. Für jedes Brautpaar haben wir eine eigene Präsentation mit allen Details zur Hochzeitsfeier wie Location, Dienstleister, Budgetlisten usw. aber vor allem auch dem aktuellen Planungsstand und Gesprächsprotokollen von den Treffen oder Telefonaten. Damit habe sowohl ich als auch die die Brautpaare einen sehr übersichtlichen Überblick. Manchmal bin ich auch noch sehr old-school unterwegs mit meiner handschriftlichen To-do-Liste, vieles habe ich aber auch einfach im Kopf. Meine ganzen Ideen und Gedanken entstehen oft nachts, sodass ich sie dann schnell aufschreibe oder meinem Mann eine Whatsapp Nachricht schicke, damit ich es im Handy habe. (Er wundert sich am Morgen dann immer, was ich wieder geschrieben habe :))
Und dann habe ich da noch seit 2019 ein sehr tolles Team, weil ich schon gemerkt habe, dass sowohl die Nachfrage und auch mein eigener Anspruch an mich selbst gestiegen ist. Allein die Betreuung der Website, das Schreiben von Blogbeiträge und Social Media Posts auf Instagram, die vielen Recherchen oder die Präsentation, die ich für die Paare erstelle. All diese Punkte erarbeiten tolle Frauen für mich im Hintergrund und das entlastet mich sehr, dafür bin ich unendlich dankbar.
Hochzeiten sind einfach ein “Familiending” – dadurch ist es auch viel einfacher sein Kind mitzunehmen als vielleicht in anderen Bereichen.
Christina: Danke! Das freut mich sehr. Wie ist das bei den Hochzeiten, ist Emil dann mit dabei?
Isabel: Das kommt immer etwas darauf an, ob die Hochzeiten in der Nähe von Berlin oder weiter entfernt stattfinden. Manchmal ist Emil mit meinem Mann oder manchmal einem Babysitter dabei und manchmal fahre ich auch alleine und die beiden bleiben zu Hause.
Grundsätzlich funktioniert es mit Emil aber einfach sehr gut. Er ist ja auch quasi von Geburt an mit dabei. Als er geboren wurde, hatte ich ihn immer mit Babysitter dabei, um ihn zwischendurch zu stillen, das hat auch gut funktioniert. Er ist einfach ein cooler Typ, der auch viel mitmacht. Wenn er mal zu Feiern mitkommt, dann hilft er mir ganz fleißig und voller Begeisterung beim Auf- und Abbau und hat schon seine kleinen Aufgaben mit denen er mich unterstützt. Das ist schon echt süß.
Christina: Und wie kommt das dann bei den Brautpaaren und Hochzeitsgästen an?
Isabel: Sehr gut und ich glaube das liegt daran, dass Hochzeiten einfach ein „familiending“ sind. Klar ist es für mich trotzdem ein Business, aber es ist ein Wochenende, teilweise haben die Brautpaare selber Kinder oder sind für sich auch an einem Punkt an dem sie selbst schon an Familie denken und nach der Hochzeit Kinder haben wollen. Daher ist es aus meiner Sicht auch viel einfacher sein Kind mitzunehmen als vielleicht in anderen Bereichen, weil es einfach eine viel emotionalere und persönlichere Atmosphäre ist.
Nachmittags ist Emil Zeit! Da hat er meine volle Aufmerksamkeit und das Handy kommt zur Seite.
Christina: Neben den Hochzeitsfeiern am Wochenende kommen natürlich viele Wochen an Vorbereitungen dazu. Viele Paare haben vermutlich selbst erst abends für Gespräche Zeit . Wie sieht ein normaler Arbeitstag mit Kind bei dir aus?
Isabel: Von Montag bis Freitag sieht es meist bei uns wie folgt aus: Ich bringe Emil morgens in die Kita, gehe einkaufen und versuche, wenn ich nach Hause komme, alles so stehen und liegen lassen wie es morgens aussieht. Wenn ich erst anfangen würde den Haushalt zu machen, dann würde ich die Arbeit nicht mehr schaffen. Meistens arbeite ich bis 16 Uhr und hole Emil wieder aus der Kita ab.
Dann ist erstmal Emil Zeit und er hat den ganzen Nachmittag meine volle Aufmerksamkeit. Das heißt es ist wirklich arbeitsfrei und das Handy kommt zur Seite. Es funktioniert auch einfach nicht mehr nebenbei zu arbeiten, aber das ist auch vollkommen ok und ich genieße die gemeinsame Zeit dann sehr mit ihm. Der Tag geht dann also weiter mit spielen, vielleicht einem Spaziergang zum Spielplatz oder auch etwas Haushalt. Am besten klappt das, wenn ich Emil mit einspanne, dann ist der Haushalt auch erledigt.
Abends, wenn mein Mann zu Hause ist, nutzte ich manchmal die Zeit noch zum Arbeiten oder für Gespräche mit Brautpaaren, die tagsüber ebenfalls arbeiten sind. Viele Paare könnten vielleicht schon ab 17 oder 18 Uhr, allerdings kommt mein Mann meistens unter der Woche erst recht spät gegen 20.30 Uhr nach Hause, sodass ich erst dann Zeit für weitere Telefonate habe oder solange warten muss bis ich zu einem Termin oder Event losfahren kann. Manchmal gibt es dann sozusagen Abschlag und kurze Übergabe im Hausflur a la „das Kind hat gegessen, wir haben gerade Zähne geputzt und du bringst ihn heute ins Bett“.
Regelmäßig kommt unsere Babysitterin, das kostet natürlich immer Geld, aber es bringt einen guten Rhythmus in die Arbeitswoche und der Mehrwert ist für Emil und für mich absolut spürbar. So kommt sie z.B. immer Donnerstagnachmittag, sodass ich die Möglichkeit habe Brautpaare zu treffen. Ein Gespräch mit einem Brautpaar dauert gerne mal drei Stunden und wenn ich immer auf meinen Mann warten müsste, wäre ich gegen Mitternacht erst zu Hause. Es kommt in der Tat ab und zu vor – doch das ist eher die Seltenheit.
Christina: Wie viele Gespräche hast du durchschnittlich pro Woche?
Isabel: Ich versuche maximal 1 oder 2 persönliche Gespräche oder Telefontermine pro Woche zu planen. Abends oder teilweise an meinem kinderfreien Nachmittag, um somit auch noch ein paar freie Abende in der Woche zu haben.
Früher habe ich abends mehr gearbeitet, aber inzwischen fordert Emil mich immer mehr, sodass ich abends dann einfach platt bin. Er will mir alles zeigen, mit mir spielen und quatscht rund um die Uhr, was auch schön ist aber auch anstregend 🙂
Deswegen kommt es auch manchmal vor, dass gerade Akquisegespräche einfach 3 – 4 Wochen auf einen Termin warten müssen. Mein Kalender ist eigentlich immer bis zu zwei Wochen im voraus prall gefüllt.
Familie ist mir sehr wichtig, daher planen mein Mann und ich auch bewusst regelmäßig Dates ein.
Christina: Du hast mal gesagt, dass dir die Familie sehr wichtig ist. Wie gelingt es dir immer wieder ausreichend Zeit für deinen Mann und Sohn zu nehmen?
Isabel: Ja, meine Familie ist mir sehr wichtig und daher wird auch Zeit mit meiner Familie bewusst geplant.
Ich plane mir zum Beispiel Zeiträume, in denen ich mir keine Termine setze. Einerseits um auch einfach die Termine nachzubereiten , jedes Gespräch bedeutet wieder neue Aufgaben. Andererseits aber auch um Zeit mit meinen beiden Männern zu verbringen.
Mein Mann und ich planen bewusst Dates ein oder wenn wir ein freies Wochenende haben fahren wir auch gerne gemeinsam weg, mal mit oder manchmal auch ohne Emil. Oder wenn Hochzeiten weiter weg stattfinden kommen die beiden auch mal mit. Wobei sie natürlich dann mehr Zeit miteinander haben und ich voll eingespannt bin, aber manchmal verlängern wir auch einfach um ein paar weitere Tage vor Ort, in denen ich dann nicht arbeiten muss.
Familienzuwachs – das zweite Kind kommt im Oktober und viele fragen mich, wie es dann mit Baby und dem Job weiter geht.
Christina: Du bist aktuell zum zweiten Mal schwanger, wie geht es nun persönlich für euch und die Brautpaare in 2021 weiter?
Isabel: Genau, das zweite Kind kommt im Oktober und viele fragen mich, wie es dann mit Baby und dem Job weiter geht.
Ich werde keine Elternzeit nehmen, wie es üblich ist, sondern werde wie beim ersten Kind versuchen weiterzuarbeiten. Natürlich werde ich dann nochmal eingespannter sein mit dem zweiten Kind, aber Emil geht dann hoffentlich wieder bald in die Kita und der Wurm ist dann mit mir zu Hause. Außerdem habe ich bewusst für 2021 deutlich weniger Hochzeiten angenommen als sonst. Zugegeben, Corona hat mir ein bisschen einen Strich durch die Rechnung gemacht, da viele Hochzeiten aus diesem Jahr ins nächste verschoben wurden, aber da ist ja überwiegend schon alles geplant.
Christina: Das klingt toll und ich wünsche dir weiterhin alles Gute für die Schwangerschaft und freue mich auf die kommenden Hochzeiten. Vielen Dank für das sehr spannende Gespräch.
Isabel: Sehr gerne, danke dir.
©Interview, Text & Layout: Christina Fischer