Micro Wedding
22. April 2020Interview mit Isabel (Teil 2)
26. Mai 2020IM INTERVIEW MIT ISABEL
Ihr Weg zur Selbständigkeit als Hochzeitsplanerin
Christina: Liebe Isabel, schön, dass wir uns heute für ein ganz persönliches Interview zusammensetzen um darüber zu sprechen wie du zu deinen Beruf als Hochzeitsplanerin gekommen bist, welche Rolle vor allem die Elternzeit dabei hatte und warum es dir besonders viel Spaß macht im Sommer an jedem Wochenende auf einer anderen Hochzeit zu tanzen. Ich bin selbst ja noch recht frisch, seit Anfang des Jahres, in deinem Team und freue mich daher sehr auf das Gespräch.
Du bist seit einigen Jahren Hochzeitsplanerin, viele deiner Follower auf Instagram kennen dich vermutlich inzwischen sehr gut, möchtest du dich trotzdem kurz vorstellen?
Isabel: Ja, sehr gerne. Isabel Merfort, ich bin Berlinerin, wohne aktuell auch im schönen Berlin und werde in diesem Sommer 30. Nach meinem Abitur absolvierte ich meine Ausbildung zur Automobilkauffrau bei der Daimler AG, wo ich bis zur Selbständigkeit angestellt war. Ich bin selbst verheiratet und habe einen kleinen dreijährigen Sohn namens Emil und im Oktober 2020 erwarten wir unser zweites Baby.
Seit 5 Jahren bin ich als Hochzeitsplanerin tätig, allerdings habe ich mich erst Anfang diesen Jahres (2020) richtig selbständig gemacht. Vorher war es vor allem eine Nebentätigkeit neben meinem Hauptjob bei Mercedes . Während der letzten drei Jahre Elternzeit konnte ich mich voll und ganz auf mein Business- die Hochzeitsplanung konzentrieren.
Auslöser war für mich auf jeden Fall die Hochzeit meiner besten Freundin zu planen.
Christina: Was war denn für dich der Auslöser und wie kam es überhaupt zu der Idee Brautpaare bei ihrer Hochzeitsplanung zu unterstützen?
Isabel: Auslöser für mich vor 6 Jahren die Hochzeit meiner besten Freundin zu planen. Ich war ihr Wedding Planner, habe z.B. mit ihr die Location gesucht, ihr bei der Wahl des Fotografen und der Visagistin oder ihrem Brautkleid geholfen.
Ich hatte zu dieser Zeit mit einem Fotografen ein gemeinsames Studio geleitet und viel nebenberuflich als Model gearbeitet. Daher hatte ich bereits ein großes Netzwerk , wovon ich bei der Hochzeitsplanung profitieren konnte.
Wie ging es dann nach dieser ersten Hochzeit für dich weiter?
Christina: Ich glaube das geht vielen Hochzeitsplannern so, dass sie entweder durch die Planung einer Hochzeit von Freunden oder ihrer eigenen zum Thema Wedding Planner inspiriert werden, zumindest ging es auch mir so .
Isabel: Nach den ersten Erfahrungen dachte ich mir, wow das ist vielleicht noch eine gute Marktlücke als Hochzeitsplaner zu arbeiten und eine super Ergänzung zu meinem Hauptjob (Vertriebsassistentin), zumal ich auch schon immer in den Eventbereich gehen wollte. Und ich begann meine erste Website zu bauen und mich intensiv mit dem Thema auseinander zu setzen. Durch Zufall konnte ich dann innerhalb meiner Firma in den Marketing und Veranstaltungsbereich wechseln. Das hätte ich ehrlich gesagt nie gedacht, dass das ohne ein extra Studium in diesem Bereich möglich wäre, aber da fügten sich dann einfach ein paar Dinge.
Was mein eigenes Business anging, verliefen die nächsten zwei Jahre dann erstmal sehr ruhig. Ich hatte zwar schon ein Gewerbe angemeldet, eine Website erstellt und 1-2 Hochzeiten begleitet doch der Hauptjob im Veranstaltungsbereich nahm mich sehr ein und ließen kaum Platz für eine zusätzliche Selbständigkeit.
Erst durch die Auszeit mit der Schwangerschaft konnte ich den Fokus mehr auf die Selbständigkeit und die Hochzeitsplanung legen
Christina: Aber bald schon wurdest du mit Emil schwanger, warst längere Zeit zu Hause und konntest dich wieder mehr auf die Hochzeitsplanung fokussieren?
Isabel: Genau, dann kam die Schwangerschaft und ich war recht früh schon zu Hause, habe mich an mein Business erinnert und angefangen zu netzwerken, mit Styleshootings begonnen, mir auf Instagram ein Profil aufgebaut und meine Website optimiert.
In der Tat konnte ich dann in der Schwangerschaft schon 10 Brautpaare für das kommende Jahr gewinnen.
Das war für mich der beste Start! Auch wenn wir natürlich plötzlich ein kleines Baby hatten, welches unsere Welt erstmal auf den Kopf gestellt hat, aber Im Vergleich zum Vollzeitjob war es in der Elternzeit einfacher dem ganzen den richtigen Kick zu geben. Gerade weil man für die Paare und Dienstleister auch tagsüber erreichbar sein muss, was schwer mit meinem Vollzeitjob zu vereinbaren war.
Ich bin also als völliger Quereinsteiger in die Selbständigkeit eingetaucht.
Christina: Damit war die Elternzeit ideal für dich um auszuprobieren, ob es funktioniert als Hochzeitsplanerin tätig zu sein? Was hat dich noch ermutigt dich Anfang des Jahres wirklich vollständig selbständig zu machen?
Isabel: Ja genau, die Elternzeit waren perfekt dafür. Nach drei Jahren (so sagt man) sieht man ob dein Business funktioniert oder nicht und ob man damit Geld verdienen kann. Am Anfang war es für mich gar nicht wichtig Geld damit zu verdienen. Ich war in Elternzeit, hatte also die finanzielle Sicherheit.
Was mich letztendlich ermutigt hat mich ohne einen weiteren Job nur auf die Hochzeitsplanung zu fokussieren? Ich glaube alles drum herum hat mich ermutigt. Einerseits weil ich natürlich gesehen habe, dass ich langsam anfange wirklich Geld zu verdienen. Gerade wenn es zu so einer Entscheidung kommt ist das glaube ich ganz wichtig, dass es nicht nur einfach nur ein Hobby ist. Andererseits hat mich dazu motiviert, dass es einfach gut läuft, die Nachfrage da ist und das Feedback so gut ist. Nicht zuletzt hat mich natürlich auch mein Partner ermutigt. Auch wenn er manchmal genervt ist von den vielen Hochzeiten und Brautpaaren, mit denen ich oft mich abends noch treffe oder telefoniere steht er 100% hinter mir.
Christina: Das verstehe ich. Das zwar ungefähr zu der Zeit als ich neu in dein Team gekommen bin. Ich erinnere mich noch gut daran, dass viele deiner Kollegen sehr überrascht waren als du ihnen erzählt hast, dass du dich jetzt erst selbständig gemacht hast.
Isabel – lacht: Ja das stimmt. Für viele wirkte es wirklich so als wäre ich schon jahrelang als Wedding Planner selbständig. Aber die drei Jahre habe ich auch einfach für mich selbst gebraucht um mir selbst wirklich sicher zu sein und um eine eigene Entscheidung zu treffen.
Ich habe schon so viel nebenberuflich ausprobiert und Hochzeitsplanung hat bisher für mich die größte Erfüllung gebracht.
Christina: Das kann ich mir gut vorstellen und was denkst du, warum war es genau der richtige Schritt für dich?
Isabel: Was grundsätzlich die Selbständigkeit betrifft hatte ich schon immer viele Nebentätigkeiten ausgeübt, sei es im Vertrieb, auf Messen , als Komparse oder als Model. Ein Hauptjob hat mir irgendwie nie ausgereicht und ich wollte immer schon etwas eigenes machen, was ich mir selbst erarbeitet habe und worauf ich einfach Lust habe.
Ich mag die Selbständigkeit vor allem aufgrund der flexiblen Arbeitszeiten. Früher musste ich mindestens eine Stunde durch die Stadt zur Arbeit fahren, heute habe ich die Zeit einfach gewonnen. Das es nun keine geregelten Arbeitszeiten mehr gibt und ich oft auch abends oder am Wochenende arbeite und gerne mal non-stop durcharbeiten kann, stört mich weniger. Im Gegenteil, jeden Abend auf der Couch zu sitzen, würde nicht zu mir passen. Mir strebt es danach immer etwas zu machen und etwas zu schaffen.
Den gestärkten Ehrgeiz habe ich vermutlich auch aus meinen Zeiten als Leistungssportler, den eines trifft auf alle Fälle zu „von nichts, kommt nichts“ – Die Selbständigkeit ist nichts für Weicheier.
Außerdem bin ich mein eigener Chef Chef!
Christina: Ja, Chef und Mitarbeiter gleichzeitig.
Isabel lacht: Genau Chef und Mitarbeiter des Monats. Im Angestelltenverhältnis wäre ich wahrscheinlich nicht so schnell Geschäftsführer o.ä. geworden.
Christina: Was macht dir bei der Organisation einer Hochzeit am meisten Spaß?
Isabel: Der Planungsprozess ist manchmal sehr sehr zäh bis sich alles fügt. Insbesondere wenn die Vorbereitungen 1-2 Jahre vor der Hochzeit beginnen, gibt es zwischendrin immer wieder Stillstand und man kommt nicht weiter, weil die Hochzeit noch so weit weg ist.
Mehr Spaß macht es mir, wenn es Richtung Endspurt geht. D.h. die letzten Wochen vor der Hochzeit, dann merke ich schon die Vorfreude, dass es bald los geht. Ich komme ja auch aus dem Leistungssport. Ich bin kein Langstreckenläufer gewesen, aber auf den 100m Kurzsprint hat mir keiner etwas vorgemacht.
Das Beste ist der Hochzeitstag selbst, an dem im besten Fall einfach alles funktioniert was man so lange im Vorhinein geplant hat, wenn alle happy sind und es ist einfach ein wunderschöner Tag ist. Wenn du der Boss bist, jeder etwas von dir möchte. Aber auch wenn etwas schief geht, je mehr Dinge irgendwie passieren, die ich lösen muss, desto mehr Spaß macht es. Mich stört es nicht, wenn es z.B. zwischendrin plötzlich anfängt zu regnet, ich schnell umdenken, umbauen und eine Lösung finden muss. Ich liebe dieses Adrenaline.
Christina – lacht: Wenigstens eine die sich über Regen bei einer Hochzeit freut. Aber das finde ich auch irgendwie beruhigend zu hören, dass du selbst dann eine gute Lösung für die Brautpaare findest und du so darin aufgehst, auch wenn Dinge schief laufen und anders als geplant.
Isabel: Stimmt! Danke.
Ich glaube, dieses unglaubliche Erfolgserlebnis ist es, was mich durch den Sommer trägt. Wenn du um Mitternacht auf die Tanzfläche schaust und dir denkst, das ist das Ergebnis deiner jahrelangen Arbeit!
Christina: Du hast meist bis zu 20 Hochzeiten im Jahr, d.h. gerade im Sommer ist nahezu jedes Wochenende für Hochzeiten gebucht. Das klingt schon echt anstrengend, wie schaffst du das?
Isabel: Es ist schon anstrengend jedes Wochenende eine Hochzeit zu haben und auch die letzten Tage vor der Hochzeit sind natürlich sehr intensiv mit letzten Klärungen, wie Sitzplan, Zeitplänen und allen möglichen kurzfristige Änderungen. Das ist dann gerne mal eine 70 Stunden Woche im Sommer, wobei ca. 20 – 25 Stunden alleine am Wochenende zusammen kommen.
Wenn du dann aber um Mitternacht auf die Tanzfläche schaust und dir denkst der Tag war richtig gut und das ist einfach das Ergebnis deiner Arbeit, dann ist das ein so unglaubliches Gefühl – fast wie Schweben. Ich glaube auch, dass es dieses extreme Erfolgserlebnis ist, was mich durch den Sommer trägt und was es kaum vergleichbar in einem Arbeitsverhältnis gibt, zumindest nach meinen Erfahrungen. Insbesondere weil die Planungsphase manchmal sehr lang ist, braucht es das Erlebnis am Tag der Hochzeit, um zu wissen, dass es einfach ein toller Job ist. Nach der vielen Arbeit ist das Feuerwerk dann sozusagen umso größer.
Christina: Was ist dir persönlich denn wichtig in der Zusammenarbeit mit den Brautpaaren, damit alle am Ende des Tages zufrieden auf eine wunderschöne Hochzeit zurückblicken können?
Isabel: Was mir auf jeden Fall sehr am herzen liegt, und das sage ich meinen Paaren auch schon in den Akquise Gesprächen, ist Vertrauen und Ehrlichkeit.
Ehrlichkeit in dem Sinne, dass sie mir offen sagen was ihnen wichtig ist und wenn ihnen etwas nicht gefällt, es auch rechtzeitig ansprechen und nicht einfach runter schlucken. Letztendlich ist dann keinem geholfen. Insbesondere beim Thema Budget und Geld ist es besonders wichtig, dass sie ehrlich mir gegenüber und natürlich auch mit sich selbst sind.
Neben einem ehrlichen Austausch sollen sie mir vor allem ihr Vertrauen schenken wollen aber auch können. Z.B. sollen sie mir vertrauen können, dass ich für sie das beste Angebot raussuchen werde, indem ich verschiedene Anbieter recherchiere und Angebote einhole. Meist gebe ich den Paaren 2-3 Vorläge aus denen sie wählen können, bei denen es einfach zu dem Paar aufgrund ihrer Vorstellungen, ihrem Budget und den Kriterien passt. Schwierig wird es meist, wenn Paare zusätzlich zu meiner Recherche noch weitere Angebote einholen, die meist auf den ersten Blick günstiger erscheinen, es letztendlich aber leider nicht sind. Ein gutes Beispiel sind Stühle für eine freie Trauung, die z.B. in anderen Bundesländern günstiger angeboten werden können als in Berlin, aufgrund der zusätzlichen Lieferkosten aber im Endeffekt deutlich teurer werden. Ich kann das natürlich gut verstehen, es spart aber sowohl mir als auch dem Paar einiges an Aufwand und Nerven und wünsche mir daher sehr, dass sie mir ihr vollsten Vertrauen auch auf Basis von Erfahrungswerten mehrerer Hochzeit der letzten 3 Jahre schenken.
Christina: Wie geht es denn nach 3 Jahren Hochzeitsplanung nun für dich persönlich weiter?
Isabel: Mir ist es wichtig, dass es immer wieder Veränderungen gibt und irgendwie voran geht. Mit der Eröffnung meines eigenen Studios – der HochzeitsWG – mit Saskia von Happily-Ever-After ist das für mich nach nun 3 Jahren genau der richtige Schritt. Ich kann nun nicht nur Gespräche mit Brautpaaren im Studio führen oder z.B. Probetische vor der Hochzeit den Paaren zeigen, sondern auch Workshops und Coachings anbieten. Es ist ist der nächste Schritt, um mich noch besser zu präsentieren und mit Paaren und anderen Dienstleistern in den Austausch kommen.
Das Studio ist der nächste Meilenstein gewesen und gibt uns noch mehr Möglichkeiten zu wachsen – wo auch immer die Reise hingehen wird.
FORTSETZUNG FOLGT
Für alle die dieses sehr ausführliche Interview bis hierhin weiter gelesen haben, habe wir hier schon einmal einen kurzen Ausblick. Im zweiten Teil sprechen wir darüber wie es sich der Job als selbständige Hochzeitsplanerin mit Ehemann und einem Kind bzw. bald zweien vereinbaren lässt.
©Interview, Text & Layout: Christina Fischer